Unendlicher Regress und der Nullpunkt der Erkenntnis
Kann der Mensch erkennen, was die Welt im innersten Zusammenhält? Kann er der Spur folgen, welche ihn die Kausalität und ihren tiefsten Abgrund führt. Ihren Wegen nachgehen, auf ihnen schreiten, hinein vom Offensichtlichen ins Geheimnisvolle? Nun ja - er kann es versuchen, aber Obacht wird er ertragen können, was er findet? Nicht, dass er hineinblick, starrend und erwartungsvoll und dann im Abgrund der Naturtiefen voller Schrecken ihm Last und Verantwortung entgegenschreit.
„Jetzt hast du gesehen! Jetzt hast du gehört! Welche Ausrede willst du vorbringen! Erkenntnis ist Verantwortung!“
Dieses Vorweg gesagt, nun ins Nachsinnen hinein. Wer sich denkend der Welt zuwendet, könnte fragen, wie schon Dr. Faustus es tat:
Ob mir durch Geistes Kraft und Mund
Nicht manch Geheimnis würde kund;
Dass ich nicht mehr mit sauerm Schweiß
Zu sagen brauche, was ich nicht weiß;
Dass ich erkenne, was die Welt
Im Innersten zusammenhält,
Schau' alle Wirkenskraft und Samen,
Und tu' nicht mehr in Worten kramen.
Kann ich durch tiefe Naturschau und Forschung herausbekommen, was die tiefsten Mechanismen der Welt sind?
Wir wollen einen kleinen Weg skizzieren. Ein Beispiel aufwerfen wie sowas aussehen könnte. Unser Vorteil: 200 Jahre intensive Naturwissenschaft, welche bereits viele Naturkräfte systematisieren konnte. Zusammenhänge wurden erkannt und konnten beschrieben werden. Das nutzen wir selbstredend.
Gehen wir also den Weg der Wechselwirkung. Warum kommt es zu Wechselwirkungen wie der Gravitation? Wieso gibt es Schwerkraft, und was ist der Wirkmechanismus?
Zunächst sehen wir Körper, welche sich anziehen. Woraus bestehen diese? Wir schauen tiefer und sehen Zellen, Moleküle und schlussendlich Atome. Die Summe dieser Teile wirkt anziehend aufeinander. Zwischen ihnen besteht eine Kraft – aber was löst diese aus?
Woher weiß der Körper A, dass ihn der Körper B anzieht und umgekehrt?
Sie haben eine Masse! Die Massen erzeugen eine Anziehungskraft.
Warum haben sie eine Masse?
Weil sie den Raum krümmen!
Wie krümmen sie den Raum?
Der Raum ist ein vierdimensionales Kontinuum von Energien und Resonanzen. Der Raum ist kein leerer Behälter – er ist ein Medium, durchdrungen von Schwingungen, Potenzialen, Information. Wenn ein Körper existiert, moduliert er dieses Medium, verändert die Gleichverteilung der Raumenergie und erzeugt so ein Feld, das andere Körper in Resonanz bringt!
Jetzt haben wir schon tief hineingeblickt. Aber wir sehen die Frage:
Woher kommt diese Resonanz, wie wirkt sie?
Also: Wie entsteht die Resonanz im Raumgebilde der materiellen Welt?
Die Information und die Resonanz werden über Austauschteilchen, den sogenannten Gravitronen, ausgetauscht.
Das Gravitron ist die elementare Manifestation dieser Wechselwirkung – kein Teilchen im klassischen Sinn, sondern eine stehende Welle im Raumfeld und Träger der Information. Man könnte sagen: Existenz zieht Existenz an (lassen wir einmal den Welle-Teilchen-Dualismus außen vor).
Aber warum tauschen sich diese Teilchen überhaupt aus?
Hier nun muss der Geist sich heben und die Ebene der Materie verlassen und anerkennen, dass über dem Stoff das geistige Gesetz steht, welches die Wechselwirkung aus der Ebene der Idee hinein in die Materie bestimmt.
Wer hat das Gesetz geschrieben?
Ihr seht: Der unendliche Regress ist ein Problem, das uns nicht weiterbringt.
Fest steht: Damit eine endliche Wirkung ausgelöst werden kann, muss die Kette der Wechselwirkungen auch endlich sein. Eine unendliche Kette von Wechselwirkungen würde nie zu etwas führen, da Unendliches nicht überwunden werden kann und nie zu einem Punkt kommt.
Wir müssen also notwendigerweise eine erste Ursache setzen. In dem Fall der Gravitation sei es das Gesetz aus der Ebene der Ideen. Diese erste Ursache ist jedoch immer ein willkürlicher, wenn auch notwendiger Abbruch einer Kette. Sie ist keine Lösung des Problems. Denn weiterhin fragt sich der Mensch.
Wie erklären wir die Existenz des Gesetzes?
Wir müssen einen Schritt weitergehen und die gesamte Idee der Welt transzendieren. Und dort, in der Transzendenz, erblicken wir die kausal- und wirkfreie Lösung – Schöpfung. Und wir erkennen auch den Schöpfer.
Jedoch nicht im Sinne einer kausalen Hervorbringung eines verkörperten Schöpfergottes im Sinne eines thronenden Königs in himmlischer Höhe, sondern im Sinne eines mächtigen, unvergleichbaren Schöpfers. Eines Gottes, der des Namens „Anbetungswürdig“ (im Sinne des Germanischen got – das, was man anbetet) tatsächlich würdig ist. Dieser wahre Gott ist frei von Ursache und Wirkung, da er sie ebenso wie die Welt erschaffen hat. Kausalität aber nicht auf ihn anzuwenden wäre.
Der Regress führt uns also notwendigerweise zum Nullpunkt – der ersten Ursache einer Kette. Und diese erste Ursache ist nicht Gott. Nein, sie ist nicht der unbewegte Beweger im Sinne einer Entität, wie einige griechische Philosophen es nannten und ihn als Gott identifizierten. Die erste Ursache ist vielmehr der Angelpunkt, um zur transzendenten Erkenntnis des wahren Gottes zu gelangen und ihn als den Unvergleichbaren, den Verborgenen hinter allen Dingen zu gewahren.
Wir sehen die Lösung des Regresses ist die Schöpfung aus der Transzendenz. Der Verstand beruhigt sich, wird in Einklang gebraucht mit dem, was man Glauben nennt, und vertreibt alle Scheinbilder und Gottesschemen der Verkörperungen der Vielheit und der menschlichen Archtypen. Scheinbilder die fälschlicherweise angebetet wurden. Es waren nur Annäherungen und nicht Wirklichkeit, nur trübe Blicke hin zum Myterium, verdorben durch eigene Projektionen. Menschen, die noch keinen tiefen Blick wagten, kommen nur so weit wie sie kommen. Man erkennt, dass viele Religionen prärationale Gebilde sind und verkommene Reste einer echten Kunde. Aber man erkennt auch, dass hier und da mehr dran sein muss als nur Opium für das Volk. Und der Verstand und die Kraft der Vernunft erheben sich und reinigen die Trübungen bis zum Grad der Entschleierung, die man erreichen mag.
Und aus dieser Erkenntnis heraus ruft die mystische Sehnsucht:
Sie ruft und lock, denn mehr wird zu finden sein.
Wie sprach unser Meister Ibn Ataillah:
„Wann warst Du denn abwesend, als dass Spuren zu dir führten?!“
Hör also hin – und lass dich rufen - denn Entfernung ist nur Illusion!
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