Die Verschleierung des Schöpfer - Teil 2 hoffentlich verständlicher
Wie im vorherigen Artikel beschrieben, finden wir auf dem Weg mystischer Praxis unterschiedliche Schleier aus Licht und Finsternis, durch welche die Erkenntnis des Schöpfers vor uns verborgen bleibt. Mir ist klar, dass der erste Artikel etwas knapp und durchaus schwerer war. Daher versuche ich die Inhalte hier mit einigen Beispielen greifbarer zu machen.
In modernen Worten kann man die Abfolge der ausdifferenzierenden Erkenntnisse bzw. das Durchwandern der unteren Dunkelschleier wie folgt bezeichnen:
- Stumpfer Materialismus und Hedonismus
- Figurenkulte und Fetischisierung innerer Zustände zu Götterfiguren
- Naturanimismus und Naturtheismus
- Feuerkulte
- Planetenreligion und himmlische Machtgötter
- Sonnenkulte
- Lichtkulte und Dualismus
Spannend ist, dass eine Art Hierarchie zwischen den Auffassungen besteht und auch in der Mythologie (nicht Mystik) der Germanen und Griechen interessante Übereinstimmungen dieser Muster sichtbar werden.
Doch der erste Schritt der oberen Abfolge ist der vom Materialismus zum Figurenkult. Man kann bis heute sehen wie Materialisten oft aus der Finsternis der toten und dunklen Materie erste Helden und vermeintliche Götterbilder erzeugen. Diesen wenden sie sich dann anbetend zu. Der Prozess ist ein erster Schritt Geistigkeit als hierarchisch höherwertig zur Materie im Äußeren zu fassen.
Doch wo finden wir derartige Handlungen praktisch ausgekleidet und anschaulich sichtbar?
In kommunistischen Systemen! Hier wird es überdeutlich!
In eben diesen Staatskonstrukten wird verpflichtend einer ganzen Bevölkerung ein materialistisches Weltbild eingeflößt. Doch dauert es nicht lange bis ein offenbar natürlicher Impuls im Menschen diese Dunkelheit aufbrechen lässt. Im Sinne der Spiraldynamik ist dieses Mem dasOrange und eigentlich in der Mitte der mentalen Entwicklung des Menschen platziert, doch gleichzeitig stellt es die mystischen stärksten Verschleierung des Menschen dar. Es gibt einige gute Bilder der Wilberisten, die den mentalen Pfad mit dem mystischen übereinander legen und den scheinbaren Widerspruch auflösen.
Aber zurück zum Beispiel. Im Stalinismus, im Maoismus und heute noch in Nordkorea werden die Anführer und Diktatoren zu Götterfiguren erhoben. Vor ihren Statuen sowie Bildern oder ihren Gräbern wurden und werden kultisch devote Anbetungspraktiken durchgeführt. Wesentlich dabei ist das Erkennen der geistigen und herrschaftlichen Kraft im Diktator als etwas Höheres und Anbetungswürdiges.
Hier ein kurzes Video das die Angelegenheit bezüglich Stalin zeigt. Er wird zum ikonischen Heiligen stilisiert inklusive Kulthandlung. Referenzen zu spiraldynamischen Abwärtsbewegungen von Orange nach Blau werden sichtbar. Verstehen kann man es aber nur aus dem 5+n dimensionalen Raum menschlicher Entwicklung nicht aus linearer Sicht auf das Geschehen:
https://www.youtube.com/watch?v=Mo-Llwzkfxw
Der nächste Erkenntnisschritt der Entschleierung ist vom Menschen zur ganzen Natur über zu gehen und die großen Mächte der Natur als ebenso lebendig und beseelt wie den Menschen zu begreifen. Insbesondere die zerstörerischen und besonderen Naturwesen und Ereignisse wie Vulkane, Berge, riesige Bäume, der Wechsel der Jahreszeiten und große Flüsse mit ihren Fluten werden zu göttlichen Dingen erklärt und Kulthandlungen entwickelt. Diese dienen dazu, um mit ihnen zu leben, sie zu besänftigen und zu nutzen und haben oft Gruppencharakter. Die wahre höhere Handlung des Schöpfers ist auf dieser Ebene durch die Naturereignisse verschleiert. In der Selbstwahrnehmung ist diese Weltsicht jedoch der Anführer und Heldenanbetung überlegen, da die Naturgewalten eindeutig mächtiger sind als menschliche Helden, Könige oder Diktatoren.
Ein Übergang zu den Feuerkulten ist fließend, da Feuer gemeinhin als das mächtigste und höchste der vier Naturelemente gilt und den Antrieb jeder technischen und erfinderischen Zivilisation darstellt.
Ein klar erkennbarer Bruch besteht jedoch im nächsten Schritt. Hier schaut der Mensch zu den Sternen und Himmelskörpern auf und sieht in ihnen aus seiner und auch irdischer Perspektive "ewig" waltende Kräfte. Er erkennt vielleicht sogar einen Zusammenhang zu Grundarchetypen, welche die gesamte Welt durchweben. Damit müssen diese Kräfte den vergänglichen Naturerscheinungen und auch den irdischen Feuerkräften überlegen sein. Beispiele sind die Kräfte des Fließens im Mond, der alle Gewässer beherrscht oder die Kräfte des Krieges und der Zerstörung im Mars, der allen Arten der Aggression und Vernichtung im Naturreich vorsteht. Auf dieser Stufe finden Personifikationen dieser Kräfte zu Göttergestalten statt und in den Geschichten der Griechen und aber auch der Nordvölker findet sich dieser Bruch deutlich mythologisch aufbereitet.
In der nordischen Mythologie wird erzählt, wie das alte Geschlecht der Wanen, die in Wanenheim wohnen gemacht wurden, um die alten Ungeheuer und Riesen, welche für Naturkatastrophen stehen im Gleichgewicht zu halten. Die Wanen werden als Götter des Ackerbaus, der Viehzucht, der Fruchtbarkeit und der Flora und Fauna beschrieben. Die Wanen wiederum werden von den sogenannten himmlischen Machtgöttern der Asen besiegt, welche fortan herrschen, sich aber auch mit den Wanen vermischen. An dieser Geschichte lässt sich die Hierarchie der Verschleierungen gut erkennen.
Ähnlich deutlich ist es bei den Griechen. Hier besiegen die Himmlischen Kräfte die Titanen, welche für irdische Naturgewalten stehen. Personifiziert ausgedrückt sind es Zeus und die Olympier, welche die Titanenmonster besiegen und einsperren. Die Deutlichkeit ist klar, himmlische Kräfte besiegen irdische Naturmächte. Jeder möge selbst dieses Muster weiter bedenken und auch gerne in anderen Kulturen danach Ausschau halten.
Und doch sind auch die himmlischen Mächte und ihre archetypischen Kräfte nur Verschleierungen schöpferischer Emanationen.
Wie von den unterschiedlichen Naturgewalten zum Feuer übergegangen wurde, wird auch von den himmlischen von den unterschiedlichen Planetenkräften zur Sonne, der wichtigsten lebensgebenden Kraft und von ihr weiter zum universellen Licht übergegangen. Schlussendlich kann der Mensch aus der Vielfalt der positiven und negativen Kräfte im Himmel und auf der Erde einen Dualismus formen.
Anführer und wahrer König aller guten Kräfte ist das Licht und seine Avatare. Hierzu zählt auch das, wozu Jesus durch die antiken Mysterien und ihrer Vermischung mit frühen christlichen Ideen gemacht wurde. Der Mensch mit dem Namen Jesha oder Ischa wurde vom assyrischen Propheten zum unbesiegbaren Licht und Sonnenavatar Jesus stilisiert. Nicht ohne Grund wird seine Geburt von der Kirche zur Wintersonnenwende gefeiert, wo symbolisch das Licht die Finsternis besiegt und erneut zurückkehrt. Der historische Jesus der Überlieferungsschriften wurde hingegen im Sommer zur Dattelreife geboren – ein unwichtiges Detail für Kultmeister.
Gegenspieler der Lichtkräfte ist dann folgerichtig der Satan geworden, dem quasi alle negativen oder auch unbeherrschten Kräfte zugeschrieben wurden (inklusive Sexualität). Die alten himmlischen Götter wurden teilweise zu Dämonen (griechisch für Geistwesen – nicht unbedingt böser Natur) unter seiner Herrschaft abgestuft, insbesondere wenn man ihre Wirkkraft eher der Finsternis als dem Licht zuschreiben konnte. Gleiches geschah in allen Kulturen wo es zu dualistischer Missionierung kam.
Interessante Beispiele wird man in Afrika finden, wo aktuell eine solche Bekehrungsanstrengung durch Evangelikale und auch Katholiken vorgenommen wird. Eine Umdeutung der Naturwesen und dort entwickelten Himmelgöttergeschichten kann live mitverfolgt werden.
Bis hierhin haben wir auch zuvor die Kette der Schleier geführt, denn selbst der Dualismus stellt noch eine Verschleierung des Schöpfers dar.
Der logische nächste Schritt ist die Vereinheitlichung des Dualismus zum Monotheismus und die Überschreitung der Sinneswelt und Vorstellung. Bis zu diesem Punkt waren die Schleier der menschlichen Wahrnehmung entweder körperlicher oder imaginativer Art. Doch durch den nächsten Schritt mystischer Entschleierung fällt der Dualismus in einem Schöpfer zusammen von dem alle Archetypen und himmlischen Mächte, aber auch alle Natur- und Menschenkräfte vom Nichts ins Dasein gebracht werden. Licht und Finsternis wurden von Einem erschaffen. Teufel und Jesus sind seine Geschöpfe. Gut und Böse und alles dazwischen hat Er erschaffen.
Gerade dieser Schritt ist eine der Essezen von : Es gibt keinen Gott außer dem Schöpfer.
Zunächst kann es noch sein, dass dieser Schöpfer in Vorstellungsbilder oder Figuren gegossen wird und als Mensch auf einem Thron oder Lichtwesen dargestellt wird. Moderne Beispiele sind Gebete an „Das Universum“ hier wird die Gesamtheit der sichtbaren Welt mit dem Schöpfer gleichgesetzt. Eine Verschleierung wie wir mittlerweile wissen. Ein anderes aktuell sehr beliebtes Beispiel ist die Gleichsetzung von Schöpfer und Bewusstsein. Dem Bewusstsein wird als eigentliches Lebensmysterium Göttlichkeit zugeschrieben. Doch ist es im letzten Schleier auch von den Geschöpfen die Verlöschen.
Auch dieser Schleier fällt bald und der Mystiker erkennt, dass der Schöpfer über diese Begrenzungen erhaben sein muss.
Alle weitern Schleier werden von Ghazali nunmehr Schleier des Lichtes genannt.
Einer dieser Schleier ist der der Richtung. Zwar wird der Schöpfer als erhaben erkannt, aber man schreibt ihm noch die obere Richtung zu.
Ein weiterer Schleier ist Ursache und Wirkung. Zwar wird der Schöpfer als Raum und Ortslos erkannt, aber man schreibt ihm zu, die erste unbewegte Ursache zu sein. Das berühmte Bild des Unbewegten Bewegers!
Ghazali webt hier die Argumentation von Aristoteles ein, aber macht deutlich, dass man seine Idee noch überschreiten muss. Die wichtige Erkenntnis ist, dass der äußerste Beweger der Welt – in der islamischen Kosmologie der hohe Stift, modern ausgedruckt der Weltprogrammierer, der Architekt – und mit ihm Ursache und Wirkung auch vom Schöpfer hervorgebrachte Geschöpfe sind.
Hier nun beginnen die letzten Schleier zu fallen und der Mystiker gelangt zur klaren rationellen Erkenntnis der speziellen, aber auch universellen Erhabenheit des Schöpfers. Diese Erkenntnis ist ein Wissen des Nichtwissens. Ein erkennen unerkennbarer Notwendigkeiten. Ein aufgeben menschlicher Wissenschaft vor dem Mysterium göttlicher Wahrheit.
Eines wird an diesem Punkt deutlicher wie nie zuvor. An dieser Stelle der Entwicklung beginnt das letzte Erfordernis. Es wird dem Mystiker die Aufgabe gestellt dieses rationale Wissen von einer geistigen Erkenntnis zu schmeckbarer Erfahrung, also zum Erfahrungswissen werden zu lassen.
Aber Achtung! Seit gewarnt! Wer diesen letzten Schritt gehen will, wird am Ende in seiner Existenz verlöschen. Er wird die Schrecken höchster Weisheit ertragen müssen und im Anbetracht des göttlichen Lichtes verbrannt werden.
NICHT FÜR JEDEN GEEIGNET
Er wir erkennen müssen, dass zwischen ihm und Gott gar keine Entfernung ist, denn Gott ist ohne Ort und Zeit. Und zwischen den göttlichen Namen Al Awwal – der Erste und Al-Akhir – der Letzte wird der Name Al Haqq – der einzig Wahre hervortreten und der Mensch wird verlöschen. Dann wird aber der Name Al Khaliq – der Schöpfer deutlich und Gott wird den Verlöschten wieder hervorbringen und ihn ausreichend Verschleiern, damit er weiter existieren kann. Aus Gnade wird er mit diesem Wissen des Schmeckens in die Welt zurückkehren.
Ich möchte diesen kurzen Exkurs mit vier Versen aus Suratu Rahman beenden, die den Kern aller dieser Worte essenziell beinhalten:
كُلُّ مَنْ عَلَيْهَا فَانٍۢ
وَيَبْقَىٰ وَجْهُ رَبِّكَ ذُو ٱلْجَلَـٰلِ وَٱلْإِكْرَامِ
فَبِأَىِّ ءَالَآءِ رَبِّكُمَا تُكَذِّبَانِ
يَسْـَٔلُهُۥ مَن فِى ٱلسَّمَـٰوَٰتِ وَٱلْأَرْضِ ۚ كُلَّ يَوْمٍ هُوَ فِى شَأْنٍۢ
„Alles auf Erden verlöscht, doch beständig ist die Wahrheit des Herrn der Ehre und Erhabenheit.
Welche der Wohltaten deines Herrn wollt ihr beide da Leugnen
Alles in den Himmeln und auf Erden bittet ihn, jeden Moment (Tag) erschafft, manifestiert er neu!
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