Scharlatane und Betrüger Teil 2: Von Heiligen und Psychopathen

Was ist ein Psychopath? Wir alle kennen wahrscheinlich den Joker aus den Batman Comics. Ein überzeichnetes Bild eines Psychopathen, aber durchaus ikonenhaft und lehrreich. Tatsächlich sind ca. 1% der Weltbevölkerung psychopathisch veranlagt. Dies bedeutet das dieser Anteil der Bevölkerung eine stark verminderte Fähigkeit zu kognitiv-emotionaler Verbindung aufweisen. Sie fühlen weder Angst noch Empathie noch Scharm noch Reue, wie die restlichen 99% der Menschen. Manche werden möglicherweise so geboren, andere entwickeln in frühen Kinderjahren den emotional-kognitiven Defekt. Die Forschung ist hier noch nicht beendet.

Gleiche Verteilung gilt für Soziopathen, welche durch viel erlittenen Schmerz zu der Überzeugung gekommen sind, sich an der Welt rächen zu wollen. Sie arbeiten daran Schmerz und Leid in die Welt zurückzugeben. Diese Störung wird auch als antisoziale Persönlichkeitsstörung bezeichnet.

Rein statistisch kann man also davon ausgehen, wenn man in einem Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern tätig ist, dass dort 10 Psychopathen/Soziopathen unterwegs sind und ihre Spiele treiben. Dumme Psychopathen und Soziopathen enden zumeist recht schnell im Gefängnis, da ihre Fähigkeiten durch ihre Dämlichkeit begrenzt wirken. Die Schlauen hingegen wirst du zumeist in den Chefetagen wiederfinden. Ca. 4-14% der Führungskräfte weisen psychopathische Persönlichkeitszüge auf.

Merke Führungspositionen, Macht und Glamour ziehen Psychopathen an.

Gleiches gilt für die hohe Stellung von Sufi Shaykhs, Gurus und spirituellen Lehrern aller Colour im Allgemeinen. Gerade im spirituell mystischen Umfeld finden Psychopathen eine regelrechte Spielwiese zum Austoben ihrer dunklen Begierden.

Tatsächlich gelingt es ihnen sogar oft den Heiligen Mann/Frau und großen Sufi Meister längerfristig und glaubhaft vorzutäuschen. Sie generieren große Anhängerschaften und in ihrer Position genießen sie es der angehimmelte Anführer zu sein sowie fatale Gruppendynamiken für sich auszunutzen. Sehr oft endet dieses Spiel dann in fürchterlich zerstörerischen Konflikten. Das unterhält den Psychopathen und erfreut ihn oft, bzw. gibt ihm eine Form der Befriedigung, die ihm sonst abgeht. Doch insbesondere motivierte Schüler können durch dieses Verhalten massiv geschädigt werden. Von sexuellem Missbrauch bis hin zum Schülermord ist alles schon vorgekommen.

Auf der anderen Seite sind solche von falschen Heiligen ausgelösten Katastrophen auch gute Prüfsteine. Denn die Opfer sind oft leider mit einer gewissen Gutgläubigkeit in das ganze hineingeschlittert.

• Wie sehr hat man seinen Weg in die Hände eines Menschen gelegt, anstelle auf Gott zu vertrauen.
• Wie sehr hat man die positiven Eigenschaften, die man Schritt um Schritt hätte in sich selbst entwickeln sollen aus unbewusster Faulheit auf einen Menschen projiziert.
• Wie viel eigene Naivität und Leichtgläubigkeit, die offene Einfallstore für alle manipulativen Spiele des Psychopathen sind, hat man sich niemals eingestanden.

Aber welche Kenngrößen gibt es, um den echten Heiligen von einem vorgetäuschten klar zu unterscheiden. Ich spreche hier jetzt von der muslimischen Definition eines Heiligen.

Der Definition nach ist der Waliy-Heilige Gottes dadurch gekennzeichnet, dass er die Gebote hält und die Verbote unterlässt. Weiterhin hat er in ausdauernder Beharrlichkeit viele freiwillige gute Taten verrichtet (eine gesteigerte Gebetspraxis, Hilfe für Bedürftige, Kranke und Schwache, die Verbreitung von Wissen und das Stiften von gesellschaftlichem Nutzen), die Prüfungen Gottes mit tapferer Geduld ausgehalten und einen guten Charakter entwickelt. Auch ist er durch viele der psychischen spirituellen Entwicklungsstufen (Maqamat und Hal) des Pfades gegangen und hat seine Persönlichkeit verfeinert. All das hat ihn Gott nähergebracht.

Doch das meiste davon wirst du nicht sehen. Weder prahlt er mit seinen Taten, noch beschwert er sich bei den Geschöpfen über die Belastungen und Prüfungen, die der Allerbarmer über ihn ausgießt.

• Hier ist ein erstes wichtiges Unterscheidungsmerkmal zum Psychopathen, der immer auch narzisstisch ist und unbedingt will, dass du seine „guten“ Taten kennst. Er will ein inflationäres Selbstbild von sich in der Gesellschaft erzeugen. Deswegen muss die Kunde seiner Großartigkeit verbreitet werden.

Niemals ist der Waliy ein unwissender Mensch, denn Gott nimmt keinen Unwissenden zu seinem Waliy.

• Viele Psychopathen sind nicht unbedingt daran interessiert tieferes Wissen zu erwerben. Für ihre Ziele brauchen sie es nicht. Die meisten Menschen lassen sich bereits durch wohlklingende Oberflächlichkeiten beeindrucken. Sie konzentrieren sich auf geschickte Manipulation anstelle auf echtes Wissen.

Auch übernatürliche Wundertaten sind nicht seine Priorität. Nicht die des echten Waliy! Aber vielleicht deine? Vielleicht die des Fake Heiligen, des Psychopathen…

• Der schlaue Psychopath wird viel Arbeit investieren falsche Wunder vorzuführen, um seine Anhänger zu beeindrucken. Viele diese übernatürlichen Begebenheiten sind sehr gut gemachte Zaubertricks. Die meisten wird er damit auch wirklich überzeugen. Selbst Skeptiker könnten sich täuschen lassen, denn er ist gut in dem, was er macht. Wichtig ist, dass er seine Taten nutz, um seine Anhänger in blinden Gehorsam hinein zu manipulieren und die Wunder sie sich selbst und seiner Großartigkeit zuschreiben lässt.

Suchst du einen Meister der großen Wunder und keinen Menschen, der dir hilft, deinen Weg zu gehen? Solltest du dich angesprochen fühlen von glamourösen Meistern und Massenveranstaltungen, gehe nochmal in dich, du hast was grundsätzlich falsch verstanden.

Die weisen und erfahrenen Menschen des Weges sagte: „Wenn du jemanden siehst der auf Wasser geht oder durch die Luft fliegt, urteile nicht deswegen über seinen Rang bei Gott. Sondern achte vielmehr auf sein Verhalten und seinen ethischen Kodex. Entspricht dieser der Lebensweise des Propheten. Wenn nein, dann lasse ihn, denn er ist ein Betrüger.“

Und man sollte es sich hier nicht zu einfach machen, sondern die Menschen länger betrachten und genau schauen, von wem man Wissen nehmen möchte oder wem man Vertrauen schenkt, dass er einem auf dem spirituellen Weg hilft.  

Aber es gibt noch einen wichtigen Unterschied zwischen einem wahrhaftigen Lehrer des Weges und dem psychopathischen Scheinmeister.

Die Kritikfähigkeit! Psychopathen sind immer auch Narzissten und hassen es kritisiert zu werden. Sie können damit einfach nicht umgehen und das lässt sie schnell auffliegen. Ein echter Praktiker liebt Kritik, denn sie hilft ihm besser zu werden. Sie ist ein Motor des aufrichtigen seine Fehler zu korrigieren.

Imam Schafai sagte dazu sinngemäß: „Ich nahm jede Kritik ernst und versuchte das Gute daraus zu extrahieren, um mich zu verbessern.“

Sollte also dein Lehrer aggressiv auf schön vorgebracht und gerechtfertigte Kritik reagieren und als Reaktion auf deine Handlung dich beginnen zu mobben oder schlimmeres. Dann wisse er ist weit entfernt von echter spiritueller Praxis.

Ein weiterer Punkt, der einen Psychopathen ausweisen könnte, ist die Tendenz eigene extreme Interpretationen des Weges zu entwickeln und massives Sektierertum zu fördern. Dieses hat zwei positive Effekte für ihn.

1. Eine gesunde Theologie und Philosophie ist nicht manipulativ, sondern selbstwirksam. Das hilf einem Psychopathen nicht. Er verändert diese hin zu manipulierbaren extremen Inhalten. Oft sind diese bis zum Grotesken verändert und unglaubwürdig. Aber anstelle abstoßend zu wirken, schafft er es sie grandios erscheinen zu lassen und Menschen anzuziehen.
2. Sektenstrukturen helfen einem Psychopathen Macht über Anhänger auszuüben. Darin besteht seine Freude und sein Spaß, also tentiert er dazu eigene Sektenformen zu gründen. Und sich bis zum Extrem vom anderen abzugrenzen.

In den nächsten Beiträgen werde ich versuche einige unterhaltsame Fallbeispiele darzustellen.